Wir checken ein im Hotel Cangan in Wadi Halfa und bekommen die besten Zimmer: im ersten Stock mit kleinem Balkon und Ausblick.
Das Cangan ist uns als „noch das akzeptabelste“ Hotel am Ort empfohlen worden – dabei ist es wie die meisten Hotels hier, weit über seinem Zenit.
Ein Blick durch die Badtür erklärt, warum Susanne Mlasko (siehe ‚Sponsoren und Unterstützer‚) den Begriff „Bad“ in Anführungszeichen gesetzt hat: Es hängt ein Schlauch aus der Wand, der die Dusche sein möchte. Daneben ein arabisches WC, das mit unseren Hinterlassenschaften hoffnungslos überfordert ist. Spiegel: Fehlanzeige. Tür, die schließt: Fehlanzeige. Warmwasser: Sowieso Fehlanzeige. Aber das stört bei den Temperaturen am wenigsten. Es ist Mitte Januar und während es in Berlin -12 Grad hat genießen wir 40 °C mehr (Und Andi seine von der Fähre importierten geschwollenen Mandeln)
Überhaupt ist Wadi Halfa insgesamt durchaus großartig. Der Blick vom Balkon im ersten Stock ist so viel Wert wie in jedem anderen Dachgeschoss: im Sudan ist Platz! Zweigeschossige Häuser sind die Ausnahme. Abgesehen von einigen sehr malerischen Felsen, die wie zufällig hingeworfen wirken ist Wadi Halfa brettleben. Man kann also sehr weit blicken.
Wir machen uns auf, die Stadt zu erkunden. Wir entdecken das, was wohl der Dorfplatz ist und direkt daneben ein Restaurant. Es gibt als einziges Gericht frittierten Fisch – serviert auf Zeitungspapier. Gegessen wird mit den Händen. Bemerkenswert: vor diesem, wie vor wohl jedem anderen Restaurant im Sudan ist stets eine Gelegenheit vorhanden, die Hände zu waschen. Entweder aus der Leitung oder ein Fass mit Wasserhahn. Bei jeder Waschgelegenheit in Wadi Halfa liegt zudem zuverlässig auch ein Stück Seife dabei.
Am nächsten Morgen essen wir unser erstes Foul zum Frühstück: Bohnenbrei mit allerlei Gemüse, Salz, geriebenem Schafskäse oder Ei und v.a. jeder Menge Erdnussöl. Lecker!
Wadi Halfa hat nur eine geteerte Straße vom Hafen Richtung Süden. Alles andere sind Abstände zwischen Häusern und Reifenspuren im Wüstensand. Es fühlt sich überall strohtrocken an, der Assuan-Stausee (der hier Nubian Lake heißt) verschwindet fast als Erinnerung am Horizont. Es schießen Assoziationen zu Wüstenplaneten aus Star Trek V in den Kopf. Dazu Mad Max und beliebige andere Wüsten-Endzeitfilme (ebenso zitiert im Artikel „Bei den Goldgräbern in El Beer„).
Die Menschen im Sudan sind ungebremst von jeder Sprachbarriere sehr hilfsbereit. Am Montag nachdem die Fähre ankommt ist die Stadt voll mit Reisenden. Spätestens nach 24h in Wadi Halfa haben wir aber den Eindruck, dass wir zusammen mit einem Japaner und einer Brasilianerin die einzigen Auswärtigen im Ort sind.
Am Dienstag schlafen wir uns endlich mal richtig aus. Den Tag verbringen wir mit dem Organisieren von SIM-Karten, Verpflegung etc. während sich unser Agent Magdi um sämtliche Bürokratie kümmert. Am Mittwoch streifen wir durch den Ort und gegen Mittag organisiert uns Magdi ein Taxi, das uns abholt und zum Hafen bringt. Nach Frühstücksomelette kommt die Barke mit unseren Autos an. Es folgt eine aufwändige Entladeaktion, weil es keinerlei Rampe gibt sondern nur diverse Bretter. Nach einer Einladung zum Tee in Magdis sehr geräumigen Bungalow machen wir uns auf der fast nagelneuen Teerstraße auf in die Nubische Wüste.