Da saßen wir nun bei Frühstück in Iskenderun – im letzten türkischen Zipfel kurz vor Syrien – und werden plötzlich in gutem Deutsch angesprochen. Es ist Stephan aus Schwaben, gleichzeitig aus Bulgarien, der Türkei, Dubai, Irak und Syrien. Wir kamen kaum noch mit wo er überall lebt, arbeitet und arbeitete. Iskenderun ist soetwas wie sein Winterquartier. Direkt am Mittelmeer hat man hier auch im Januar mildes Klima und sanften Sonnenschein. Im Sommer allerdings sei es kaum auszuhalten, dann fliehen auch die Bewohner in die Berge im Hinterland, die Syrien von der Türkei trennen.
Stephan erwies sich als Glücksfall. Nach dem Frühstück wollten wir uns auf zum Hafen machen und das UN-RoRo Büro suchen, das Büro der Reederei, die LKWs per Frachtschiff nach Ägypten bringt. Da Stephan u.a. auch fließend Türkisch spricht („ab der dritten Sprache ist es egal wieviele noch kommen“) bot er von sich aus an uns zum Hafen zu begleiten. Zu Fuß etwa eine Viertelstunde. Zudem hatte unser Helfer die neue Information parat, dass morgen erstmals nach vielen Monaten wieder ein Schiff nach Haifa fährt! Da das unsere ur-ursprüngliche Wunschoption darstellte, bekamen wir flackernde Ohren und wollten es ganz genau wissen. Im Büro der Reederei machten wir dann aber doch die Ägypten-Option klar – dauert nur 20h und dann hätten wir die verlorene Zeit wieder aufgeholt. Diese Information vom Buchhalter der Gesellschaft erwies sich jedoch am nächsten Tag als falsch – denn genau jenes Schiff, das uns nach Damietta in Ägypten bringen sollte, wird nun erstmals einen Zwischenstop in Haifa machen. Durch diese Station verschieben sich leider die Ankunftszeiten in Ägypten nach hinten, auch die ägyptischen Zollzeiten „at least 48h“ und Extrakosten „600-700$“ ließen uns mental schnell zurück auf die Haifa-Option umschwenken.
Leider, leider war unsere Überfahrt nach Ägypten nun aber bereits fest gebucht – und nach Haifa gab es zwar Platz für unsere Autos, jedoch nicht für uns – weder im Schiff, noch im Reederei-Charterflug, der den Teil der Israel-Fahrer (der insgesamt 160LKW an Bord) parallel zum Schiff ans Ziel bringt. (Die LKWs fahren dann übrigens von Haifa per Transit weiter nach Jordanien.)
Um Euch nicht mit allen Details zu langweilen: Andi und Martin verbrachten fast zwei komplette Tage im Hafen von Iskenderun um das Unmögliche möglich zu machen. Im Hafen bedeutet v.a. im Büro der Reederei, das vier Arbeitsplätze auf 20qm (mit Fenster nur in den Innenraum eines anderen Raumes) vorweisen konnte – Reisen kann so toll sein ;-).
Allerdings hatten wir uns schnell mit den Jungs angefreundet von denen zumindest einer ganz passabel Englisch sprach. Viele lustige und informative Gespräche folgten – und wir versuchten parallel in deren Kampf, 160 LKWs mit allen Papieren, Genehmigungen und logistischen Be- und Entladevorgängen für zwei Zielhäfen vorzubereiten, einzugreifen. Klingt vielleicht nicht so kompliziert, war es aber. Vor allem, da alle Absprachen stets zusätzlich auch mit der Zentrale in Istanbul erfolgen mussten und die Informationen nach und nach nur zu langsam hereintröpfelten. Auch das „Manifest“ eine Art Organisationsprotokoll war bereits geschrieben und an alle wichtige Stellen verschickt. Viel Arbeit und einige gelassene Nerven später war es dann soweit, dass es zunächst zumindest die Autos nach Haifa schaffen sollten und wir vier zur Not selbst-organisiert fliegen könnten. Am Ende wurde aber alles gut und wir schafften es von „zwei auf dem Schiff, zwei im Flugzeug“ über „drei Schiff, einer Flugzeug“ alle vier auf dem Schiff unterzubringen. Lediglich für 12 Passagiere bietet der Frachter Platz – Vorrang haben da natürlich die LKW-Fahrer mit verderblicher Ware, die im Notfall vor Ort an Bord ihre Kühlsysteme reparieren können müssen.
Nachdem die Sache klar war, blieben nur noch zwei Stunden Zeit zurück in die Stadt zu laufen, unsere Sachen zusammen zu packen und zurück zum Schiff zu kommen. Unsere Autos standen zwar direkt vorm Reedereibüro, benutzen konnten wir sie für diese Wege aber nicht, da sie vom Zoll bereits im Freihafen eingecheckt waren.
Achja – nebenbei-zwischendurch kamen noch die allerletzten Aufkleber auf die Autos – rechtzeitig bevor wir auf afrikanischen Boden rollen!
..und am Abend hatten wir eine sehr … bemerkenswerte Mahlzeit – aber das ist eine andere Geschichte. Die passt nun hier wirklich nicht mehr rein. 😉
Nun also auf zum Schiff! (Link zu nächstem Artikel folgt)
Hallo Leute,
Ich plane momentan eine Transafrika auf der Ostroute ab Ende November 14 und habe bei der Anreise noch nicht entschieden, ob ich auf der Strasse über Libyen nach Ägypten einreise oder mit der Fähre aus Iskenderun.
Über Iskenderun ist so ein „Stephan aus Schwaben“ natürlich ein Glücksfall. Habt Ihr noch Kontakt zu Stefan? Könntet Ihr mir ev. eine Kontaktadresse nennen?
Wie ist es Euch beim Zoll in Damietta gegangen?
Über Informationen würde ich mich sehr freuen.