Zwischen Ziegen und Kühen bei den Massai

Massaidorf-P9294-Gastgeber-SeriamZu Sonnenuntergang verlassen wir den Nationalpark. Von hier aus sind es zwar nur so 50 Pistenkilometer bis zur tansanischen Grenze, wir wollen die Strecke aber nicht mehr bei der hereingebrochenen Dunkelheit zurücklegen. Nach etwa 25 km deutet ein Schild auf die hier befindliche Missionsstation hin – ein Tipp zur Übernachtung vom Nationalpark-Ranger. Chorgesänge schallen vom Berg herunter über das Steppenland. Hunderte von Nonnen, so schätzen wir, müssen für diese angenehme Beschallung verantwortlich sein. Wir klopfen ans Tor. Die Pförtner sind Massai und sprechen kein Wort Englisch. Mit ein paar Brocken Kiswaheli machen wir uns aber schnell Freunde. Dann warten wir auf einen Übersetzer – jemand von der Mission wurde gerufen. Die Gesänge verstummten – aber doch nicht wegen uns?

Massaidorf-P9338-Weg-dorthinAls der Übersetzer kommt, wird uns eine ganz andere Übernachtungsmöglichkeit angeboten „Dort drüben, gleich hinter dem Baum dort“. Wir blicken ins Steppenland – und obwohl der Mond die Gegend recht gut ausleuchtet, sehen wir nichts. Dort sei das Dorf von unserem Pförtner, der uns gern einen Platz fürs Zelt anböte.

Thomas lädt Seriam, den Massai, zu sich ins Auto, ich laufe. Mit Schwung fahren die Micras den Straßengraben hinunter auf die rote Erde der Steppe. Anschließend wühlen sich die Autos zwischen Bäumen und Gestrüpp einige hundert Meter direkt durchs kenianische Buschland. Erstaunlich gut befahrbar, wie wir feststellen – Unterbodenputzen durch dichtes Buschwerk inklusive. Das Dorf hätten wir ohne Hilfe jedoch niemals gefunden – es befindet sich abseits der Straße und nicht für den Zugang per Auto gedacht.

Massaidorf-P9302Freundlich bietet uns der Chef an, mit den Autos in die Siedlung hineinzufahren und drinnen zu parken. Unsere ‚riesengroßen‘ Micras passen von der Breite aber beim besten Willen nicht durch den Dorfeingang. Dicht zusammengedrücktes Gestrüpp bildet eine Art Zaun. So parken wir davor und laufen die letzten Meter. Gleich neben den Kühen und Ziegen war noch reichlich Platz. Die Massai sind traditionell keine Jäger – daher ist die Viehzucht Hauptgrundlage für ihre Versorgung. Die Geräuschkulisse war beeindruckend: Wiedererstarkte Chorgesänge von der ein paar hundert Meter entfernten Mission mischten sich mit allerlei Tierlauten (Tonaufnahme folgt).

Ich rolle den Schlafsack zunächst unter freiem Himmel aus, genieße die Aussicht nach oben und die atmosphärischen Geräusche. Später in der Nacht werde ich von Donnergrollen und Wetterleuchten geweckt und verziehe mich zu Thomas ins Zelt. Der Regen blieb aber aus.

Massaidorf-Massai-mit-Handy-P9306Am nächsten Morgen gehts bei Licht zur Dorfbesichtigung. Wir stellen fest, dass es eine sehr kleine Siedlung ist – nicht viel mehr als die Großfamilie unseres Massai und ein Dutzend Ziegen, Kühe und Hühner leben hier. Ach ja: Die moderne Telekommunikation ist hier auch schon angekommen (siehe Bild – Massai mit Handy).

Als Dankeschön, so erfuhren wir bereits am Vorabend, sollten wir unseren Gastgeber „zum Tee einladen„. Da es um den Kilimandscharo herum gar nicht mal so warm ist, zogen wir ein langärmliges Handballtrikot aus dem Koffer. Zur Abfahrt hatte Seriam das Trikot dann sogar schon unter sein Massaigewand druntergezogen.

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